Crô-magnon – 3B Scientific Anthropological Skull Model - Cro-Magnon User Manual

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Deutsch

• Homo sapiens sapiens
• Jungpalaeolithischer Jetztmensch

Das Modell wurde nach einem Abguss der Nachbildung aus der Sammlung der Johann Wolfgang Goethe-
Universität Frankfurt am Main, Institut der Anthropologie und Humangenetik für Biologen, entwickelt.

Der Schädel des sogenannten alten Mannes von Crô-Magnon ist bereits 1868 in einer Höhle im Vézèretal in
Südfrankreich gefunden worden. Die genaue chronologische Datierung ist schwierig, aber man kann wohl
ein ungefähres Alter von 20.000 bis 30.000 Jahren annehmen.

Der relativ lange Schädel weist eine steile Stirn auf und entbehrt der durchgehenden Überaugenwülste.
Die Nasenwurzel ist tief eingezogen, und die Augenhöhlen sind breit und niedrig. Auffallend sind auch die
breiten Jochbögen und die Breite des Unterkiefers. Ein ausgeprägtes Kinn ist vorhanden.

Das Hirnschädelvolumen der eiszeitlichen Jetztmenschen des Jungpalaeolithicums liegt mit 1465 bis
1700 cm

3

(im Mittel 1530 cm

3

) durchaus im Bereich des heutigen Menschen, genau genommen sogar etwas

darüber.

Der eiszeitliche Jetztmensch des Jungpalaeolithicums unterscheidet sich im Schädelbau nur noch wenig
vom rezenten Jetztmenschen. Im hinteren Teil des Scheitelbeines und im oberen Teil des Hinterhauptes
ist der Schädel nicht ganz so stark gewölbt wie der des heutigen Menschen, und der vordere Anteil der
Schädelbasis nähert sich noch nicht so sehr der Waagerechten.

Der Gesichtsschädel tritt - allerdings nur sehr wenig - vor, wogegen er beim rezenten Menschen ganz unter
den Gehirnschädel gerückt ist, und das Gesicht liegt damit bei ihm nicht mehr vor, sondern unter der
Stirn. Durchschnittlich sind die Crô-Magnon-Schädel länger als die der heutigen Menschen, denn gleich-
zeitig mit der Wölbung kam es zu einer Verkürzung des Schädels und damit zu einer Verschiebung des
Längen-Breiten-Index, ein Prozeß, der heute noch nicht abgeschlossen zu sein scheint. Untersuchungen
von Schädeln aus dem letzten Jahrhundert weisen nämlich auf eine Abänderung der Schädelform im Sinne
einer „Verrundung“ (Brachycephalisierung) hin (Grimm 1964). Es sei aber betont, daß der Schädelindex
umweltlabil ist, was ebenfalls als ein Merkmal der großen Plastizität der menschlichen Gestalt gelten kann.

Der Gesichtsschädel fällt durch seine erhebliche Breite auf. Das Gebiß ist noch etwas kräftiger entwickelt.
Die weitere Reduzierung des Kauapparates während der letzten 30.000 Jahre läßt sich ebenfalls sehr deut-
lich verfolgen. So ist vor allem der Unterkiefer, bei dem sich der Kinnvorsprung noch deutlicher abgesetzt
hat, schlanker und schmaler geworden. Auch bei diesem Schädelknochen dauert der Grazilisierungsprozeß
weiter an, wobei die Ernährungsweise bzw. die Zubereitung der Nahrung eine wesentliche Rolle spielen.

Insgesamt zeichnen sich die Schädelknochen des jungpalaeolithischen Jetztmenschen durch größere Dicke
aus.

Phylogenetisch gehört der Crô-Magnon unmittelbar in die Vorfahrenreihe des rezenten Jetztmenschen, mit
dem er in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmt.

Zahlreiche Abbildungen zum Vergleich der Schädel von Neandertalern und jungpalaeolithischen
Jetztmenschen sind in dem Buch von Henke und Rothe (1994) enthalten.

Verfasser: Dr. sc. Arthur Windelband, Humboldt-Universität zu Berlin
2004 überarbeitet durch Herrn Stefan Flohr, Mitarbeiter der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
am Main

Crô-Magnon

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